23.1.2025
Lukas Kaufmann: Wenn Träume Berge versetzen
In weniger als neun Tagen quer durch ganz Amerika radeln? Für die meisten Menschen wohl unvorstellbar, hat Extremsportler Lukas Kaufmann seinen Traum zur Realität gemacht. In einem unter die Haut gehenden Vortrag im BWT Business Club der Raiffeisen Arena schilderte der 30-Jährige den anwesenden LASK-Profis, welchen Widerständen er dabei trotzte und wie er das härteste und längste Radrennen der Welt mit lediglich 45 Minuten Schlaf pro Nacht auf Platz zwei abschloss. Dafür erntete er auch von den LASK-Profis große Bewunderung.
Exakt 4923 Kilometer müssen die Sportler nach dem Start im kalifornischen Oceanside zurücklegen, wollen sie den Zielbogen in Atlantic City am anderen Ende der Vereinigten Staaten erblicken. Für ein sattes Preisgeld? Mitnichten, eine Erinnerungstrophäe, eine Medaille und ein Trikot sind das Höchste der Gefühle. Es ist vielmehr der Traum, der die Sportler antreibt. „Ich habe schon in jungen Jahren vom Race Across America geträumt, das war in den letzten 15 Jahren mein großes Ziel. Im Fußball muss man in der Champions League oder in der Europa League niemanden motivieren, so ist das bei mir auch“, verriet Kaufmann.
Hinter ihm lagen scheinbar unendliche Hürden auf den im Schnitt pro Tag 548 zurückgelegten Kilometern, die ihn durch die Gluthitze in der Wüste Arizonas, auf 3000 Meter Höhe in die sieben Grad kalten Rocky Mountains, durch die ermüdende Eintönigkeit von Kansas, das Gebirge der Appalachen oder den strömenden Regen in den Great Plains führten. „Es ist unbeschreiblich, das nimmt einen richtig mit, wenn man diese Bilder sieht. Da kann man richtig viel lernen, Riesenrespekt vor seiner Leistung. Er ist ein Vorzeigeathlet“, zog LASK-Angreifer Maximilian Entrup den Hut.
Tobias Lawal und die LASK-Profis hatten ihre helle Freude mit dem Vortrag von Lukas Kaufmann.
„Diesen Willen müssen wir auch am Platz bringen“
Nach einem Tag und 18 Stunden begab sich Kaufmann erstmals zur Nachtruhe – die nicht länger als 45 Minuten dauern sollte. Weitere Pausen gab es nur, wenn die Toilette rief, oder um sich den Schweiß vom Gesicht zu waschen. „Das sind die schönsten fünf Sekunden am Tag“, schilderte der Oberösterreicher in dem Videobeitrag, den er im Rahmen seines faszinierenden Vortrages den Athletikern präsentierte. Ab und an ließ sich ein minimaler Powernap von einer Viertelstunde einrichten, insgesamt schlief der Extremsportler während des gesamten Rennens knapp über zehn Stunden. „Beeindruckend, so etwas kann man sich gar nicht vorstellen“, staunte LASK-Mittelfeldakteur Marco Sulzner, der den Konnex zum Fußball aber durchaus gegeben sah: „Er hat davon gesprochen, dass es immer mal bergauf und bergab geht. Das ist auch bei uns so. Man muss sich auf seine Stärken konzentrieren, immer weitermachen, dann wird es wieder bergauf gehen.“
Kurz nach der Halbzeit kämpfte Kaufmann mit einem Einbruch. Völlig übermüdet, mit Schmerzen am ganzen Körper, kurz vor dem Einnicken am Rennrad. Doch nun setzte der unbändige Wille ein, der große Traum, der den Oberösterreicher seit mehr als 15 Jahren antreibt. Davon ließen sich auch die Athletiker inspirieren: „Man muss immer an seine Stärken glauben. Er hat gesagt, er habe nie daran gezweifelt, ins Ziel zu kommen. Diesen Willen, diese Leidenschaft müssen wir auch am Platz bringen, damit wir unsere Ziele erreichen können,“ bekräftigte Entrup.
In seinem Kurzfilm präsentierte Lukas Kaufmann die prägendsten Momente des Race Across America 2024.
Der Traum hält an
Angespornt von seinem nimmermüden Team kämpfte Kaufmann, der mit Frau und Kind im oberösterreichischen Kronstorf lebt, gegen alle Widerstände an, mit knapp 10.000 Litern Kalorienzunahme täglich, alles in Form von rund 15 Litern Flüssigkeit. Wie in Trance bewältigte er die letzten Kilometer, Halluzinationen schlichen sich ein. Als er in der unfassbaren Zeit von 8 Tagen, 23 Stunden und 12 Minuten die Ziellinie überquerte, fiel er völlig erschöpft zu Boden. „Ich bin die letzten Kilometer auf dem Rad gesessen und habe teilweise geweint, konnte nicht einmal jubeln, als ich durchs Ziel fuhr. Ich muss unendlich dankbar sein, dass alles gut gegangen ist.“
All das hindert Kaufmann nicht daran, auch heuer in den Sattel zu steigen und das härteste Rennen der Welt ein zweites Mal in Angriff zu nehmen. Der Ehrgeiz treibt ihn an, noch schneller will er diesmal sein, Platz eins ist das große Ziel. Auch dafür gibt es kein Preisgeld, lediglich die Medaille würde in Gold glänzen. Doch der große Traum, der so manche Berge versetzen kann, ist omnipräsent. „Es ist unglaublich, was du geleistet hast“, zollte LASK-Cheftrainer Markus Schopp dem Extremsportler größten Respekt und überreichte ihm am Ende des Vortrages ein von der gesamten Mannschaft signiertes Heimtrikot. Begleitet von einem gebührenden Beifall voller Anerkennung von Spielern und Trainern.
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